ISBN
3-936049-46-7
183
Seiten
14 €
|
Oliver Steinke
Füchse der Ramblas
Historischer Roman
Die fünfziger Jahre in Barcelona: Wie Mehltau liegt die Diktatur General
Francos über der Stadt. Eine Sondereinheit der Guardia Civil, zu der die
Polizisten Juliano und Aragón gehören, verrichtet ihren Dienst mehr
schlecht als recht, als im Barrio Chino die Prostituierte Rosa Pares ermordet
wird.
Der Polizeioffizier Varela will keine Untersuchungen, aber die beiden Zivilfahnder
lässt das Verbrechen nicht los. In der miefigen Atmosphäre einer Diktatur,
in der Sex und Liebe außerhalb der Ehe verfolgt werden, beginnen beide
den Mörder zu suchen und stoßen dabei auch auf die verdrängte
Vergangenheit einer sozialen Revolution, die im Spätsommer 1936 die Stadt
zur Kommune machte. Eine Vergangenheit, die immer noch weiterzuleben scheint.
Jetzt, zwanzig Jahre später, kehrt der in der Nachkriegszeit zur Legende
gewordene Widerstandskämpfer Francisco Sabaté aus dem Exil zurück
in eine Welt, in der Arbeiterinnen und Arbeiter Freiheit höchstens noch
bei den Spielen des FC Barcelona finden. Die anarchistische Stadtguerilla unter
Führung des „Fuchses“, wie Sabaté genannt wird, bedroht die bestehende
Ordnung, stört die Friedhofsruhe in Franco Spanien. Die Wege der Polizisten
Juliano und Aragón und der des vierschrötigen Anarchisten Sabaté kreuzen
sich.
„Denn Hoffnungen sind Sternenschiffe, die von
weißen Tauben in den Nachthimmel gezogen werden. Aber
der Drache verschlang sie alle, die Schiffe und die Vögel
und die, die er übrig ließ, erschütterte er
mit seinen mächtigen Schwingen, so dass sie taumelten
und schließlich abstürzten. Juliano selbst war
wie ein Habicht, der am leergefegten Himmel verlassen seine
Kreise zog.“
Rezensionen:
H.:"Füchse der Ramblas"
in: direkte aktion Nr. 172 - 2005 mehr... |
Jürgen Mümken:"Füchse
der Ramblas" in: graswurzelrevoultion Nr. 303 - 2005
mehr ... |
H.: Füchse
der Ramblas
Im Barcelona zur Mitte des letzen Jahrhunderts gibt es in
diesem Roman neben denjenigen, die sich im intimen Privatleben
ein bisschen Glück erhoffen, auch solchge, die unterschiedliche
Wege des Widerstandes gegen das Franco-Regime gehen. Eingebettet
wird dieser gesellschaftliche Zustand des Verharrens ("Er
lag ja bereits im Grab seiner Arbeit und Ehe") in den
historischen Kontext des Dualismus von klerikalfaschistischen
Diktaturen und revolutionärem Aufbegehren jener Jahrzehnte.
Zeitliche Übergänge, Rückblenden wie Sprünge
werden so treffend vorgenommen, dass sich hier den Leserinnen
und Lesern die komplexen Verlaufsmechanismen der Revolution
erschließen können. Von ihrer jahrzehntelangen
Vorbereitung über die Barrikadenkämpfe des 19. Juli
(ohne Pfaffenmitleid dargestellt!), des Verrats der CNT-Führung
an der Bewegung, der kommunistische Putsch innerhalb der revolutionären
Bewegung und deren militärischem Ende durch den Einzug
der Franco-Truppen in Barcelona 1939 werden im Verlaufe des
Romans alle Stationen mittels exquisiter Fakten beschrieben.
Die Charaktere des Romans gewinnen durch gekonnte Rückblenden
allmählich an Schärfe, und wir dürfen gespannt
sein, als was sie sich letztendlich offenbaren werden, zumal
es sich in der Hauptsache um Polizisten handelt, die damit
beauftragt sind, die Widerstandskämpfer zu fassen. Mit
einem von ohnen habensie dabei ihre liebe Mühe, nämlich
mit dem aus dem Exil nach Barcelona zurückgekehrtem Francisco
Sabate, dem es in der Tat immer wieder gelungen ist, die Hoffnung
vieler innerlich emigrierter oder vorsichtig Widerstand leistender
Regimegeger über Jahrzente wach zu halten. Und dies mit
teil spektakulären Aktionen, wie sie Steinke anschaulich
beschreibt und damit wie auch insgesamt dazu beiträgt,
dass dieses wichtige Kapitel spanischer Geschichte und ihrer
Protagonisten nicht in Vergessenheit gerät. Die Rahmenhandlungen
gelingen dem Autoren sogar so gut, dass die eigentliche Handlung
(der Mord an einer Prostituierten und dessen Aufklärung)
davor verblasst und einfach gestrickt wirkt. Hierbei ist von
Seiten der handelnden Romanfiguren jener Idealismus im Spiel,
der uns heute zwar fremd erscheint, aber die Grundlage für
die Spanische Revolution war.
Insgesamt verknüft der Autor die Hauptpersonen so geschickt
sowohl mit der Story als auch mit dem historischen Rahmenhandlungen,
dass der Roman ein einheitliches Gantes ergibt. Das Ende sowohl
der Story alks auch des gesamten Romans fällt dann anschaulich
dynamisch aus. Dieser in angenehm flüssigem Stil gehaltene
historische Roman ist zudem mit einer Zeittafel versehen,
die uns die historische Orientierung erleichtert.
Von Oliver Steinke bei Edition AV:
Das Auge des Meerkönigs
Der Verrat von Mile End
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