ISBN
3-936049-80-0
197 Seiten
16 €
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Bilkis
Brahe
Tragödien sind albern
Frida Kahlo (1907-1954). Eine mexikanische Malerin
Am 6. Juli 2007 jährt sich der Geburtstag
der mexikanischen Malerin Frida Kahlo zum hundertsten Male.
Das allein kann aber nicht Grund für die Publikation
einer weiteren Biographie der Künstlerin sein, wird sie
doch heute zu Recht zu den bedeutendsten Künstlerinnen
des 20. Jahrhunderts gezählt. Das war nicht immer so:
Nach ihrem Tod im Jahre 1954 wurde es still um sie; noch 1979
ist sie einer Germaine Greer kaum ein Begriff, es gelingt
der englischen Historikerin nicht, die Malerin in einen geopolitischen
Kontext einzuordnen. Erst die feministische Bewegung entdeckte
die Malerin wieder, weil Kahlo, so erkannte bereits ihr Ehemann
Diego Rivera, zum „erste(n) Mal in der Kunstgeschichte (…)
jene allgemeinen und besonderen Dinge, die ausschließlich
die Frau betreffen, ausgedrückt hat.“ Kahlos Kunst bietet
demnach Modelle der Identifikation und des Sich-Selbst-Erkennens
gleichermaßen.
Heute wird Kahlo umfassender gewürdigt und wahrgenommen;
der neuesten Generation Kunsthistorikerinnen ist es gelungen,
zu Themenbereichen und zu Fragestellungen vorzudringen, die
noch vor wenigen Jahren nicht wahrgenommen wurden: Kahlos
intensive Auseinandersetzung mit dem präkolumbischen
Erbe ihres Landes, ihre Sozialkritik, ihre reiche Metaphorik,
ihr Wissen um die prekäre Wechselbeziehung zwischen Privatem
und Politischem prägen ihre Malerei; zugleich ist sie
bestimmt vom Autobiographischen und Selbst-bekennenden, von
den Fragen um sexuelle Differenz, Marginalität, kulturelle
Identität und weibliche Subjektivität. Frida Kahlo
ist, so Erika Billeter 1993, „die erste Künstlerin in
der Geschichte, die das männliche Prinzip in der Kunst
verlassen hat“ und „ihre eigene Ikonographie“ erfand. Kahlo
hat in der Welt der Malerei neue Maßstäbe gesetzt;
sie ging eigene, persönliche Wege in der Malerei, in
der das individuelle Leid zugleich zum Paradigma der menschlichen
Existenz wird. Kahlo, deren Leben von Krankheiten und den
Folgen eines schweren Unfalls bestimmt war, wehrt sich gegen
die Vereinnahmung durch die Surrealisten: „Ich habe niemals
Träume gemalt. Was ich dargestellt habe, war meine Wirklichkeit.“
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