ISBN 978-3-86841-038-9
121 Seiten
12 €

 

 

 

 

Albert Londres
Die Flucht aus der Hölle
übersetzt von Milly Zirker
mit einem Nachwort von Jürgen Mümken

Frankreich 1911/12. Die anarchistische Bonnot-Bande zieht durchs Land und raubt Banken aus. Die Polizei ist der Bande unterlegen und reagiert mit aller Härte. 1912 wir der französische Anarchist Eugène Camille Dieudonné wegen angeblicher Mitgliedschaft verhaftet und 1913 zum Tode verurteilt. Er ist unschuldig. Das weiß die Polizei, die Justiz, vor allem weiß es Eugène. Er wird zur lebenslänglichen Deportation „begnadigt“, ein Tod auf Raten im gefürchteten Bagno. Dreizehn Jahre verbringt er in der französischen Strafkolonie Guyana und immer wieder wurden seine Bitten auf Begnadigung abgelehnt. Schließlich wagt er mit fünf Kameraden die Flucht aus der Hölle. Eine abenteuerliche Reise, die nicht alle überleben sollten.

Eugène Camille Dieudonné überlebt und wird von dem französischen Journalisten Albert Londres Jahre später in Brasilien ausfindig gemacht. Londres gelingt es Eugène zum Erzählen seiner Geschichten zu bringen. 


Albert Londres ist eine Nummer für sich. Man stelle sich einen Egon Erwin Kisch vor, der nicht aus Prag stammt – das geht nicht –, also man denke sich einen gebildeten Mann, der von einer großen Reporterleidenschaft wirklich besessen durch die Welt getrieben wird. Londres ist ein Reporter und nichts als das: keine langatmigen Untersuchungen, keine exakten Dokumente, sondern: Wo ist etwas los? Ich will dabei sein! Ihr werdet lesen.
Peter Panter (Kurt Tucholsky) in: Die Weltbühne, 22.09.1925, Nr.38, S.467.

 

Rezension

Jochen Knoblauch am 28.08.2010 auf /knobi-der-buechernomade.blog.de
[...] Eine andere Sichtweise der damaligen Ereignisse bietet die Neuauflage von Albert Londres „Die Flucht aus der Hölle“, wo die Geschichte des Eugène Dieudonné (1884-1944) erzählt wird, der aus dem Umkreis Bonnots kam und für einen Überfall, bei dem ein Geldbote starb, erst zum Tode, dann zu lebenslanger Deportation in die französische Strafkolonie Guyana verurteilt wurde, ohne an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Das Buch – im Original erstmals 1928 erschienen – erzählt hauptsächlich von der dritten, gelungenen Flucht 1927. Nicht nur, dass sich seinerzeit viele Menschen für die Freilassung Dieudonnés einsetzten, das Buch und andere galten seinerzeit als Kritik am Gefängnissystem Frankreichs und den Strafkolonien insbesondere. Der Text Londres stützt sich auf Gesprächen mit Dieudonné.
Sicherlich nichts für VerfechterInnen der political correctness, da es diese zu jener Zeit nicht gab. So haben die rebellischen Helden eben „keine Weiberherzen“, oder wenn jemand halt „besoffen wie ein Neger“ war. Natürlich fehlt auch nicht der Ethos des damaligen ArbeiterInnen-Anarchismus: „Fleißiger Arbeiter, gutes Benehmen...“, der auch keinen Alkohol trank.
Dieses Buch hat aus heutiger Sicht seine Längen und als Abenteuerroman nicht genug Schmackes. Das informative Nachwort von Jürgen Mümken, der auch Herausgeber dieser Reihe ist, bringt den Kontext in die Zeit und macht das Buch zumindest in historischer Hinsicht wertvoll. [...]

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