Schweigende Mehrheit, Stefan Mozza und Hagen
„Die Würde des Schriftstellerberufs liegt im Widerstand gegen die Unterdrückung, dass heisst gegen die Einwilligung in die Einsamkeit.“ Albert Camus
Aus politischem Strassentheater entstand in den 90ern eine Gruppe.
Wir setzten uns mit Theorien und Eigenprodukten auseinander. Parolen wurden
Sätze, Texte, Auftritte. Da unser Produkt, nicht die Personen, im Vordergrund
stand, hiessen wir Schweigende Mehrheit (SM). Das Leben geht und wir zogen weiter.
Während des ersten Buches „Abschiet“ trennten sich Wege. Es
war schwer, über grosse Distanzen zu diskutieren und andere Interessen
bogen ab. Ausserdem war Schweigende Mehrheit kein guter AutorInnenname. Stefan
Mozza entstand. Als Untergruppe bastelte die Handvoll Menschen, jedeR mit unterschiedlichen
Arbeitsbereichen, den ersten Roman. Nach fünf Jahren erschien „Abschiet“
bei AV: ein Schwanengesang auf Autonome der 80er vor dem Hintergrund ermordeter
Faschisten. Die Luft war raus.
Doch zwei Personen schrieben weiter und anderen gefiel ihre vorherige Rolle:
Gegenlesen, Recherchieren, Material sammeln. Eine Person, hier Stefan Mozza
genannt, lieferte zwar seitenlange Buchstabenreihen, lehnte Auftritte jedoch
ab. Er war aggressiv, düster und provozierte. No future.
„Übernimm Verantwortung!“ Zurück kam ein SM-Bekennerschreiben.
(Das hast du jetzt davon.)
Neben dem Worte finden war da noch Ausbeutung und Unterdrückung. Arbeiten
gehen, Ohnmacht. Kämpfe. Nicht die am Schreibtisch: ort ist es einsam.
Eine andere Welt ermöglichen. Ich wollte raus, vorlesen, reden, hören,
unterstützen. Was ist, was kann Literatur? Wir streiten.
„Als der Kellner schoss“ sammelt einige Nebenprodukte. Schreie gegen
... ('Kurzfassen' bittet Andreas von AV) ... den Wahnsinn; wenn es zu viel wird,
am Schreibtisch, in der Welt.
Hagen
P.S.: „wer freitags morgens in der s-bahn fährt weiss warum wir aussterben müssen“ (Razzia)
Seitenanfang | Zurück zur Startseite